WP6: Nutzung von Seegrasbiomasse
Natürliches Seegras produziert Biomasse, die nach dem Absterben an Land gespült wird. Dies ist ein natürlicher Prozess, der auch an deutschen Küsten jedes Jahr für die Ansammlung großer Mengen des so genannten Treibsels sorgt. Das Treibsel an den Stränden hat einen hohen ökologischen Wert: es bietet Nahrung und Habitat, zum Beispiel für an der Küste lebende Vögel und Insekten, und schützt die dahinter liegenden Dünen. Des Weiteren werden während der Zersetzung des Treibsels Nährstoffe frei, mit denen angrenzende Ökosysteme versorgt werden. Da sowohl Temperatur als auch Feuchtigkeit einen Einfluss auf die Kompostierbarkeit von organischen Materialien haben, könnte sich der Klimawandel auf die Treibsel-Ablagerungen auswirken: zum einen durch Änderungen der Luft- und Wassertemperatur und zum anderen durch eine Erhöhung des Meeresspiegels und damit verbundene Änderungen in der Überflutungshäufigkeit und ‑dauer der Strände.
Schon immer wurde das anfallende Seegras auch kommerziell genutzt. Heutzutage sind die Herstellung von Dünger und Dämmmaterialien die häufigsten Nutzungsformen von Seegrastreibsel. Darüber hinaus hat unser Industriepartner Soiltec eine feuerfeste Matte entwickelt, die der Neu-Begrünung und der Erosionskontrolle in sensiblen Bereichen dienen soll. Durch die Installation von Buhnen hat sich die Menge des anfallenden Treibsels allerdings stark erhöht. Da dadurch auch die negativen Effekte, zum Beispiel auf den Tourismus, zugenommen haben, wird ein Großteil des anfallenden Treibsels vielerorts kostenintensiv entsorgt.
In diesem Arbeitspaket soll untersucht werden, inwiefern sich die Abbaubarkeit von angespültem Zostera marina Treibsel durch erhöhte Temperatur und verlängerte Überflutungszeit verändert und welchen Effekt dies auf die Treibsel-Habitate hat. Hierfür sollen Experimente durchgeführt werden, in denen die Kompostierraten unter veränderten Bedingungen untersucht werden. Die Informationen über die Kompostierzeiten von Seegrastreibsel sollen des Weiteren genutzt werden, um herauszufinden, ob sich Seegrasfasern zur Beimischung bei der Herstellung des bioabbaubaren Kunststoffes eignen und so eine weitere Nutzungsform entstehen könnte.
Kontakt
Institut für Geoökologie
Technische Universität Braunschweig
Jana Carus, j.carus@tu-braunschweig.de, Tel.: +49 531 391-5929